Performance Review

Ein Jazz-Riese Mit Britischem Humor

Thomas Becker, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12th November 2013

Intermezzo Concert Series, Duisburg

Wer in Großbritannien von Ian Shaw spricht, der meint vielleicht zunächst den berühmten Ägyptenforscher. Der andere Ian Shaw ist allerdings ein hoch geschätzter Experte für Musik, genauer gesagt für Jazz. Doch während der bereits mehrfach mit dem begehrten BBC-Awards für den besten Jazzsänger ausgezeichnete Pianist, Show-Master, Comedy-Spezialist und Schauspieler auf der Insel längst zu den Stars der Szene gehört, ist der 1962 geborene Walliser in Deutschland nicht sonderlich bekannt.

Beim wie immer gut besuchten Intermezzo-Konzert war der jazzbeseelte Entertainer mit dem markanten Gesang jetzt zum Abschluss der diesjährigen Konzertreihe in der Duisserner Lutherkirche zu Gast.

Ian Shaw, der auch schon mit Größen wie Cedar Walton, Ian Bellamy und Keith Tippet musizierte, ließ hier schon nach wenigen Sekunden erkennen, dass sein exzellenter Ruf auf beinahe magischen Sängerqualitäten beruht.

Mit leichter Hand bewegte er sich auf den erleuchteten Pfaden von Al Jarreau und Georgie Fame zwischen Scat-Gesang, Blues und Soul, um dazwischen die musikalischen Werke mit feinem Humor zu kommentieren und dabei den gereichten Rotwein zu loben. Sein mit Hingabe gesungenes "Georgia" von Ray Charles erzeugte spontan Gänsehaut und noch jede kurze Klavierpassage bereicherte eine grandiose Show, die jedem internationalen Spitzen-Jazzclub zur höchsten Ehre gereichen würde.

Zum 70. Geburtstag Joni Mitchells gratulierte Ian Shaw mit "My Old Man", um danach sofort wieder den intellektuellen Spaßvogel zu spielen, der Barbara Streisand und Sarah Vaughn mit überschnappender Stimme imitierte. Hinreißend sang der mit allen musikalischen Wassern gewaschene Künstler dann die rührende Ballade "Jessie", verzauberte eine leise Komposition von Davie Bowie und vermochte auf Wunsch des Publikums als Zugabe noch Joni Mitchells Uralt-Hit "Both Sides Now" lässig aus dem Ärmel zu schütteln. Beeindruckend war auch ein bluesig-jazziges Potpourri mit rhythmisch präzise swingendem Piano-Spiel und eine angedeutete und selbstverständlich mit abgrundtiefer Stimme gesungene Hommage an den alten New-Orleans-Star Dr. John. Viel Beifall für einen großen Künstler, den man gerne noch einmal hier begrüßen würde.